Zwischenbericht Nr. 12

Liebe Freunde, Unterstützerinnen und Unterstützer der Medizinhilfe, verehrte Interessierte,

das Jahr geht zu Ende, die Adventszeit hat begonnen. Den letzten Zwischenbericht haben wir im März um Ostern verschickt. Da in der Medizinhilfe wieder viele Dinge geschehen sind und viel bewegt wurde, nutze ich ein nebliges Wochenende, um Ihnen und Euch davon zu berichten.

Nachdem wir bis Ostern bereits drei Transporte (2 x Charkiv, 1 x Medical Center) mit insgesamt 16,5 Tonnen realisiert haben, schickten wir Mitte April den nächsten Sattelschlepper in das dauernd umkämpfte Charkiv (8 t). Danach haben wir uns als das Team der Aktiven etwas erholt und an der Beschaffung neuer Sachspendenquellen gearbeitet. Denn es ist spürbar, dass viele medizinische Lager nach dem langen Krieg leer sind. So haben wir leider von der angekündigten Spritzen-Spende trotz Rückfragen nie mehr etwas gehört. Zumindest absagen hätten sie können.

Ende August haben wir anlässlich knapp 30 Jahre Medizinhilfe und 25 Jahre Christian Medical Center eine DANKE-Feier veranstaltet. Nach so langer Zeit war es uns ein großes Anliegen, den Menschen und Institutionen unseren Dank zu zeigen, für ihre oft lange und intensive Begleitung. Als kleine Institution in der ev. Stadtkirchengemeinde durften wir die Räume der „Neuen Johanniskirche” in Hanau nutzen. Knapp 70 Gäste folgten der Einladung, darunter auch die politische Spitze der Stadt Hanau, viele jetzige und ehemalige Aktive sowie Wegbegleiter aus Luxemburg und Dortmund. Nach der Andacht von Pfarrer Dr. Kahl folgten Reden von OberbürgermersterC. Kaminsky sowie Vertreterinnen und Vertretern mehrerer uns unterstützender regionaler Service-Clubs – inclusive Überreichung großzügiger Schecks. Anhand von themenbezogenen Postern, die viel betrachtet wurden, stellten wir die Geschichte unseres Projektes dar.

https://www.medizinhilfe.com/uber-30-jahre-hilfe-fur-menschen-die-medizinhilfe-feiert-mit-freunden-und-forderern/

Im inoffiziellen Teil genossen wir bei schönem Wetter auch im Freien ein entspanntes Beisammensein mit Zeit für Gespräche. Die Getränke übernahm die Medizinhilfe. Unsere Gäste brachten Salate, Brot und Käse, Süßes und weitere Speisen mit. Die Blumendekorationen wurden für Kirche und Speiseraum aus Wiesenblumen selbst hergestellt und gefielen so gut, dass diese für weitere Gottesdienste verwendet wurden. Anzumerken ist, dass wir keine Spenden zur Finanzierung des Ereignisses eingesetzt haben. Das Preisgeld vom Main-Kinzig-Kreis anlässlich des Sozialpreises aus 2023 stand dafür noch zur Verfügung. Damit haben wir unsere Auslagen für Getränke, Dekoration etc. bezahlen können.

Und nun wieder zur Projektarbeit: Anfang Juni erreichte uns die Bitte aus dem Medical Center, einem Pfarrer aus Riwne, beim Aufbau und der Ausstattung eines Reha-Zentrums für anfangs 30, später bis 100 verletzte und traumatisierte Soldaten zu helfen. Eine einfache Liste war dem Schreiben beigefügt. Wir haben in knapp vier Wochen alle Wünsche übererfüllt. Anfang Juli startete der LKW.

Durch die Unterstützung des Teams von TTM e.V. in Coelbe https://wp.ttm-germany.de/ erhalten wir deutschlandweit medizinische Sachspenden. TTM werden – auch durch Empfehlung von „Ärzte ohne Grenzen” Sachspenden angeboten, die TTM nicht einsetzen kann. Diese Anfragen werden nach Genehmigung des Spenders an uns weitergeleitet. Wir entscheiden im Team – oft nach direkter Rücksprache mit den NGO in der Ukraine -, ob wir diese annehmen und wie wir sie abholen können. Für diesen so wertvollen Kont§lkt sind wir sehr dankbar. So haben wir z.B. in diesem Jahr durch TTM das Instrumentarium einer wirbelsäulen-chirurgischen Praxis aus Plön, sechs Paletten Handschuhe sowie wertvolle Medizintechnik übernehmen können. Auch von der Landesärztekammer Hessen erhalten wir jetzt Unterstützung. So konnten wir Anfang Oktober durch diese Vermittlung nicht mehr benötigte Narkosegeräte aus dem Vogelsberg abholen und direkt mit nach Charkiv senden, mit denen wir diese Spende vorher abgesprochen haben. Kürzlich haben wir aus dem Raum Köln von einer Firma 30 PC und Monitore geschenkt bekommen – diese wurden uns sogar gebracht.
 
Insgesamt hat sich unsere Arbeit in diesem Jahr verändert. Das Medical Center ist gut ausgestattet im Vergleich zu den Kliniken in der Zentral- und Ost-Ukraine. Das zeigt auch das Video, das uns das Medical Center für unsere „Feier 25 Jahre Medical Center und (knapp) 30 Jahre Medizinhilfe” geschickt hat.

http://www.medizinhilfe.com/25-jahre-medical-center/

Die für Anfang September geplante Reise nach Mukachevo mussten wir absagen, da kurz vor unserer Reise die einzige Fabrik dort- sie produzierte die „kriegsgefährlichen Kaffeemaschinen” – eines Morgens von zwei Raketen komplett zerstört wurde. Diese nur 30 km von der ungarischen Grenze entfernte Fabrik war der einzige größere Arbeitgeber mit 700 Mitarbeitenden und ein Joint-Venture mit den USA. Schreckliche Zermürbungen!

Um mit unseren Möglichkeiten das meiste für die Menschen zu erreichen, legen wir den Schwerpunkt unserer Arbeit aktuell auf die direkt vom Krieg betroffenen Gebiete. Wir haben zwei Ansprechpartner in Charkiv und in Myrhorod. Die Zusammenarbeit mit diesen beiden unserer Erfahrung nach zuverlässigen Leitern der lokalen NGO ist problemlos und konstruktiv. Sie beantworten unsere Fragen zeitnah und umfassend. In beiden Städten bzw. Landkreisen fragen wir nach dem dringendsten Bedarf und versuchen diesen zu erfüllen. So haben wir nach Charkiv (1,2 Mio. EW, 30 km vor der russischen Grenze) z.B. Bosch- Werkzeuge, Leitern, Gerüste etc. für die Reparaturtrupps geschickt, die von Klinik zu Klinik fahren, um dort die schlimmsten Schäden zu beseitigen. Auch den Wunsch nach stabilen Regalen für ein 100 qm großes sicheres Lager konnten wir dank Ihrer und Eurer Spenden gezielt erfüllen. Aus Myrhorod kam neben Kühlschränken der Wunsch nach Möbeln zur Ausstattung von Büros und Aufenthaltsräumen. Und was immer gebraucht wird, sind Stühle jeder Art. Wir haben 100 verschiedene Stühle vom Klappstuhl bis zum Leder-Drehsessel im November nach Myrhorod senden können. Sowie 15 Schreibtische, Regale, Schränke etc. Natürlich waren auch wieder Klinikbetten samt Matratzen und Untersuchungsliegen dabei.

Mit einer unfallchirurgischen Kollegin, wir kennen uns seit der Assistenzarztzeit 1986, haben wir online erbetenes Reha-Material gekauft. Damit werden neue Reha-Bereiche in zwei Kliniken ausgestattet – für Zivilbevölkerung und auch Soldaten. Zusätzlich erhielten wir Sachspenden von Ergometern, Spinning:Rad, Hantelbank und Trampolin. Damit kann schon mal gestartet werden.

Als wir die Wunsc􀀘liste aus Myrhorod (Landkreis 200.000 EW Region Poltawa, 19 Städte/ Gemeinden, zwei Ambulanzen und drei Kliniken) bekamen, startete die Suche nach Gebrauchtmöbeln, was gar nicht so einfach ist. Per Zufall entdeckten wir einen Gebrauchtmöbelmarkt in Gelnhausen, 25 km von Hanau entfernt und fuhren dorthin. Da die Möbelhalle aufgelöst wurde, konnten wir alles sehr günstig einkaufen. Und das dortige Team hat uns sogar alles zu unserer Spedition Heilmann East Europe gebracht. Insgesamt drei große Sprinter voll bis unter das Dach. Einfach großartig! Mit dem letzten Transport konnten wir auch eine große Menge an neuer Winterbettwäsche und Spannbetttüchern versenden. Viele davon wurden den geflüchteten Familien mit Kindern überreicht. Ein Video zeigt die Kinder und Jugendlichen mit Bettwäsche im Arm.

https://www.medizinhilfe.com/video-aus-myrhorod/

Obwohl der Sattelschlepper Mitte November bis unter das Dach gefüllt war, ist so viel übrig geblieben, dass wir vor Weihnachten noch einen weiteren Transport für Myrhorod planen. Dieser erhält dank einiger gezielter Geld-Spenden viel Hygienematerial (Shampoo, Duschgel, Bodylotion, Zahnpasta, Zahnbürsten für Erwachsene und Kinder) für die knapp 600 Binnenflüchtlinge aus den besetzten Gebieten. Diese Menschen haben alles verloren. Auch die neuen Kühl-, Gefrierkombinationen, Herd sowie eine Mikrowelle für eine in Gründung befindliche weitere Unterkunft für Geflüchtete werden mit diesem Transport geschickt. Dank einer Sachspende einer Fabrik aus dem Raum Köln enthält der LKW zahlreiche gebrauchte Workstations, funktionsfähig in Englisch mit Windows 10 mit neuen Tastaturen und Mäusen. Stefan Schneider, Baymoh Computer, hat neben seinem Geschäftsbetrieb dieses große Projekt allein und sehr kostengünstig gestemmt! Danke!

Wir sind aktuell eine Gruppe mit einem inneren Kern von unter 20 Aktiven. Wenn man liest, was wir mit dieser Truppe alles bewerkstelligt haben, kann sich jeder vorstellen, wieviel Arbeit derzeit auf einzelnen Schultern liegt. Ich möchte diese Gelegenheit nutzen, um Euch Aktiven und dem Leitungsteam, von ganzem Herzen zu danken. Es ist großartig, was Ihr bzw. wir gemeinsam auf die Beine stellen. Das ist etwas ganz Besonderes und Eure Hilfe ist zu keinem Zeitpunkt selbstverständlich. DANKE an das fleißige Team.

In Planung ist die Überlassung einer großen Büromöbelspende noch vor Weihnachten. Einen Teil schicken wir direkt mit nach Myrhorod. Mitte Januar ist eine große Spende an Medizintechnik aus der Sportklinik in Frankfurt angekündigt. Ebenfalls Mitte Januar fahren wir mit einem 7,5 Tonner und zahlreichen Helferinnen und Helfern nach Kulmbach. Dort wartet eine aus Krankheitsgründen seit April geschlossene chirurgisch- orthopädische Praxis darauf, dass wir diese leeren. Allein zwei große Kellerräume voller Verbandsmittel sind ein wertvolles Geschenk. Dazu kommen chirurgische Instrumente und das gesamte Praxisinventar.

Nun sind unsere Aktiven, Unterstützerinnen und Interessierte wieder aktuell informiert. Wir wünschen eine gesegnete Adventszeit, frohe Weihnachten sowie ein gesundes und zufriedenes neues Jahr. Herzlichen Dank für Alles an Alle.

Ihre und Eure
Dr. med. Martina Scheufler, auch im Namen des Leitungsteams.


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