Sozialpreis für Medizinhilfe

Main-Kinzig-Kreis zeichnet Medizinhilfe Karpato-Ukraine für ihren Einsatz mit Sozialpreis aus

Besondere Ehre für die Medizinhilfe Karpato-Ukraine: Der Main-Kinzig-Kreis hat das besondere ehrenamtliche soziale Engagement der privaten Hanauer Hilfsinitiative, die seit Langem dank des Engagements von Peter Krah, Leiter von Eddy’s Burg, auch von Beschäftigten der gemeinnützigen BVZ unterstützt wird, mit dem Sozialpreis des Kreises gewürdigt. Die mit 10.000 Euro dotierte Auszeichnung, die zu gleichen Teilen an acht Preisträger ging, haben jetzt die Erste Kreisbeigeordnete Susanne Simmler und Vertretende des Ausschusses für Soziales, Familie, Senioren und Demografie verliehen.

22 Sattelschlepper mit überwiegend medizinischem Material beladen konnte die gemeinnützige Medizinhilfe Karpato-Ukraine seit Ausbruch des Ukraine-Krieges in das gebeutelte und stark zerstörte Land schicken. Für ihren Einsatz ist die Hilfsorganisation aus Hanau, die seit Jahren auch durch Beschäftigte der BVZ unterstützt wird, jetzt mit dem Sozialpreis des Mainz-Kinzig-Preises ausgezeichnet worden. Aus 24 Vorschlägen hatte der Ausschuss für Soziales, Familie, Senioren und Demografie Ende 2022 insgesamt acht Initiativen, Vereine und Personen ausgewählt, darunter die Medizinhilfe Karpato-Ukraine. Das Preisgeld in Höhe von 10.000 Euro wurde unter acht Preisträgern aufgeteilt. 1.250 Euro erhielt die Medizinhilfe. Zudem pflanzte die Stadt Hanau im Park von Wilhelmsbad als Zeichen der Anerkennung einen Baum. In einer Feierstunde verlieh Erste Kreisbeigeordnete Susanne Simmler, den Preisträgerinnen und Preisträgern die Auszeichnung für besonderes ehrenamtliches soziales Engagement: „Es ist mir eine große Freude, mit der Auszeichnung den Fokus auf gelebte Solidarität zu lenken. Seit 1998 verleiht der Main-Kinzig-Kreis diesen Preis, der das kostbare Gut des Ehrenamtes, das soziale Miteinander und die aktive Zivilgesellschaft wertschätzt.“ Gemeinsam mit Jörg Mair, Vorsitzender des Sozialausschusses des Main-Kinzig-Kreises, und seinem Stellvertreter, dem Landtagsabgeordneten Max Schad, präsentierte Susanne Simmler die Geehrten und würdigte deren Arbeit. „Das ist für uns eine große Freude, Ehre und wichtige finanzielle Hilfe“, betonte Dr. Martina Scheufler, Leiterin der Medizinhilfe. Gleichzeitig sei der Preis „Ansporn und Verpflichtung, unsere Arbeit für die Menschen in der Ukraine in diesem Maße weiterzuführen. Denn Hilfe wird dort weiter dringend benötigt“. Mit Beginn des russischen Angriffskriegs hat die Hilfsorganisation ihr Engagement auf die gesamte Ukraine ausgeweitet: Allein im Februar 2023 wurden 14,5 Tonnen ausschließlich medizinischen Geräts und Verbrauchsgüter nach Lviv geliefert.

Einer der langjährigsten Helfer der Medizinhilfe ist Peter Krah, Leiter der BVZ-Einrichtung „Eddys Burg“. Er engagiert sich seit 24 Jahren ehrenamtlich in der Organisation, hat seither einige Hilfstransporte zum Aufbau eines Medical Centers (Poliklinik) in Munkacs (Mukachewo) in der West-Ukraine mitorganisiert und begleitet sowie bei der BVZ nach Kriegsausbruch einen Aufruf gestartet, um für die Medizinhilfe zu spenden. Dank der breiten Unterstützung konnte die Organisation ihre Hilfe auf das gesamte Land ausdehnen. Auch die Kinderklinik in Kiew sowie Charkiw und das Gebiet um Saporischschja waren Ziele der Hilfsgütertransporte, berichtet Peter. Wichtiger und hilfreicher Partner bei den Transporten war die Spedition Hellmann East Europe aus dem Hanauer Hafen. Bei zwei Transporten wurden ausnahmsweise auch dringend benötigte Dosensuppen zusammen mit kleinen Esbit-Kochern auf den Weg gebracht. „So konnten sich die Menschen mal eine kleine warme Mahlzeit einfach zubereiten und Flüssigkeit aufnehmen“, veranschaulicht Peter Krah. Zudem hat die Medizinhilfe sieben Transporter voller Geräte, Instrumente, Sprechstundenbedarf, Medikamente und Lebensmittel für das 80-köpfige Team des „Christian Medical Center“ in Munkacs geschickt.

Das Anliegen, eine moderne Medizinische Ambulanz in der westukrainischen Kreisstadt aufzubauen, war 1996 der Anlass für die Medizinerin Martina Scheufler und einer weiteren Hanauer Ärztin die Hilfsorganisation Medizinhilfe Karpato-Ukraine zu gründen. Die Wallonisch-Niederländische Kirche Hanau und ihr damaliger Pfarrer Walter Schlosser unterhielten eine Kirchenpatenschaft mit der ungarisch-reformierten Gemeinde in Mukachewo. 20 Besuche und Tausende ehrenamtliche Arbeitsstunden später war es für die Hilfsorganisation eine Selbstverständlichkeit, mit Ausbruch des Krieges im Februar 2022 die Hilfe und die Unterstützung für das Medical Center noch weiter zu erhöhen und auf die gesamte Ukraine auszudehnen. 

Die große Ambulanz mit 17 Fachrichtungen versorgt täglich zirka 200 Patient*innen. Auch müssen aktuell rund 500.000 Geflüchtete aus umkämpften oder zerstörten Gebieten, die in der Region in der West-Ukraine, wo an sich 1,2 Millionen Menschen leben, untergebracht und versorgt werden. So ist das Medical Center nicht nur mit für die medizinische Versorgung der rund 90.000 Einwohner in Munkacs zuständig, sondern zusätzlich auch für Flüchtlinge und Soldaten, deren Behandlung kostenfrei ist. All das wird unter anderem durch die Spenden der Medizinhilfe finanziert und so der Betrieb mit aufrechterhalten. „In der Ukraine sind alle Männer zwischen 18 und 60 Jahre wehrpflichtig. Ausgenommen sind Lehrer, Professoren, Schüler und Studenten“, berichtet Peter. Auch medizinisches Personal und Ärzte seien wehrpflichtig. Das Medical Center werde derzeit insbesondere von zwei älteren Medizinern geleitet. „Die haben neben der ukrainischen auch die ungarische Staatsangehörigkeit. Sie bleiben aber vor Ort, weil sie sagen, das ist ihre Heimat und sie müssen für ihre Freunde und Nachbarn da sein“, erzählt Peter Krah. Bei einem Telefongespräch Ende Februar berichtete einer der beiden Ärzte: „Es ist schrecklich: Unsere Friedhöfe werden immer größer. Und es sind immer mehr frische Gräber sichtbar!“

Da durch den Krieg auch Energie-Infrastruktur betroffen und teilweise zerstört ist, gab und gibt es im dem Medical Center zeitweise nur wenige Stunden am Tag Strom. Um trotzdem die Strom- und Wasserversorgung aufrecht zu erhalten, hat die Medizinhilfe Ende 2022 für einen fünfstelligen Betrag ein Notstromaggregat angeschafft, das mit einem Dieselmotor und -tank ausgestattet ist, berichtet Peter Krah und betont: „Mich beeindruckt, wie die Menschen nicht aufgeben, für ihr Land kämpfen, ihr unerschütterlicher Glaube. Vor allem die internationale Hilfe auf so vielen verschiedenen Ebenen und der menschliche Austausch macht ihnen Hoffnung.“

Sonja Thelen, Unternehmenskommunikation

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